„Ich war stiften...“
1150 km zu Fuß durch Deutschland

Jörg Wolfram - nach seiner Wanderung

Sind Sie schon einmal über 1.000 Kilometer gewandert? Die meisten sicher nicht. Jörg Wolfram, Mitarbeiter der Deutschen Bank und BKK-Versicherte wagte dieses Experiment im Sommer 2016 und begab sich auf eine herausfordernde Reise. Wir haben ihn für unser Kundenmagazin GesundheitPlus interviewt und gefragt, warum er dies unternahm und was er dabei erlebte.

Unser Interview

Gesundheitplus: Herr Wolfram, Sie sind im Sommer 2016 für 40 Tage zu Fuß durch Deutschland gereist. Warum?

Jörg Wolfram: Mir ging es in erster Linie um die Erfüllung eines persönlichen Traums, nämlich einer Wanderung von Klanxbüll an der dänischen Grenze bis auf die Zugspitze im Süden unseres Landes. Insgesamt 1.150 Kilometer zu Fuß durch Deutschland.

Das Ganze habe ich mit einer Spendenaktion zugunsten von drei Vereinen der Kinder- und Jugendhilfe verbunden. Mir konnten für je 10 Euro „Kilometer abgekauft“ werden, wobei die Spende 1 : 1 an die Vereine ging. Mein Motto „Ich geh stiften“ durfte daher gerne doppeldeutig verstanden werden.

Gesundheitplus: Was war der Anlass für Ihre Idee?

Jörg Wolfram: Der Gedanke einer Wanderung durch Deutschland ist mir bereits vor einigen Jahren gekommen. Es zieht ja viele Menschen seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ auf den Jakobsweg nach Frankreich bzw. Spanien. Da mir aber sehr viele Gegenden und Städte in Deutschland unbekannt waren, habe ich entschieden, zunächst einmal die Landschaften vor der „eigenen Haustür“ kennenzulernen. So war ich vorher z. B. noch nie in der Lüneburger Heide oder Fränkischen Schweiz, aber auch noch nicht in Celle, Goslar, Bamberg oder Augsburg. Das waren alles Stationen meiner Reise mit der Erkenntnis: „Da war es toll, da kommst du irgendwann nochmal mit etwas mehr Zeit hin.“

Gesundheitplus: Welche besonderen Erlebnisse haben Sie auf Ihrer Reise gemacht?

Jörg Wolfram: Auf meiner Wanderung gab es keine touristischen, kulinarischen oder sonstigen Highlights. Vielmehr ging es in einem festen Tagesrhythmus in aller Regel bei Morgengrauen los und nach acht bis zehn Stunden war das Ziel nach ca. 35 km erreicht. Allerdings war ich schon neugierig, wie gastfreundlich Deutschland im Jahr 2016 ist. Ich habe durchweg positive Erfahrungen gemacht. Sei es ein Gespräch am Wegesrand, die frischen Aprikosen, die mir als Wegzehrung geschenkt wurden, oder die herzliche Beherbergung bei mir zum Teil völlig unbekannten Menschen. Hierfür bin ich genauso dankbar wie für die wunderschönen Sonnenaufgänge, die Begegnungen mit Rehen oder Hasen oder das Überstehen eines schweren Gewitters im offenen Gelände. Ich habe die Natur für mich neu entdeckt, habe zum ersten Mal riesige Zwiebel-, Kürbis- und Hopfenfelder gesehen und tatsächlich den Gipfel der Zugspitze zu Fuß erreicht. Nach 1.150 km ein tolles Gefühl.

„Verwirkliche deine Träume, solange du körperlich, geistig und materiell dazu in der Lage bist.”

Jörg Wolfram

Gesundheitplus: Wie haben Sie die Grundbedürfnisse des täglichen Lebens gestillt?

Jörg Wolfram: Drei Themen waren wichtig: Schlafen, Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Hier muss man wissen, dass ich mir ein Wanderbudget von 10 Prozent der Spendenzusagen (aber aus dem eigenen Portmonee bezahlt) vorgegeben hatte und entsprechend disponieren musste. Durch die dankenswerte Hilfsbereitschaft von Freunden und Kollegen war es mir möglich, schon im Vorfeld private Übernachtungsmöglichkeiten zu haben. Ansonsten habe ich entweder spontan am Nachmittag vor Ort in einer Pension, Jugendherberge oder bei der Diakonie ein Zimmer gefunden oder aber ein, zwei Tage vorab reserviert. Damit war auch das Thema Körperpflege abgesichert. Jeden Tag dasselbe Ritual nach der Ankunft: duschen, Fußpflege und Wadenmassage. Da ist einiges an Pflastern und Cremes verbraucht worden. Und schließlich die Nahrungsaufnahme. Viel trinken während der Wanderung natürlich, aber auch am Abend. Hauptsächlich Wasser oder mal ein (alkoholfreies) Bier. Und zum Frühstück im Freien war ein Kakao schon ein Hochgenuss.

Gesundheitplus: Hatten Sie auch Tiefpunkte und wie haben Sie diese überwunden?

Jörg Wolfram: Grundsätzlich hatte ich nicht das Problem, mich zum Aufstehen und Loslaufen motivieren zu müssen. Ich habe auch nicht am Projekt selbst gezweifelt. Aber am fünften Wandertag habe ich die Erfahrung gemacht, dass eine aus dem Alltag gewohnte zeitlich straffe Taktung kontraproduktiv und bei dem Kalorienverbrauch werthaltige Ernährung sehr wichtig ist. Ein großer Salatteller am Vorabend war zwar gesund, aber Pasta allemal nahrhafter und angebrachter. Trotz der dann bewusst kalorienreichen Ernährung habe ich in den sechs Wochen knappe 10 kg abgenommen.

Gesundheitplus: Gesundheitplus: Was nehmen Sie aus der Wanderung mit?

Jörg Wolfram: Erstens: Eine gute Planung und Organisation im Vorfeld und die Fokussierung auf das Ziel sind die halbe Miete des Erfolgs. Zweitens: Zeit ist ein wirklich wertvolles Gut. Sechs Wochen am Stück von allen Alltäglichkeiten frei zu sein ist nicht selbstverständlich. Wenn aber die Voraussetzungen vorhanden sind, sollte man sie auch nutzen. Ich jedenfalls werde es wieder tun. Und drittens: Verwirkliche deine Träume, solange du körperlich, geistig und materiell dazu in der Lage bist. Mach aus dem „Ich würde gerne …“ ein „Ich mache jetzt!“.


Die unterstützten Vereine

Sie möchten mehr zu den von Jörg Wolfram unterstützten Vereinen erfahren? Weitere Infos gibt es auf den folgenden Seiten:

Gesundheitplus: Zum Schluss noch die Frage nach dem Spendenaufkommen.

Jörg Wolfram: Am Anfang hatte ich gehofft, für die drei Vereine „Kinderarche Sachsen e.V.“, „Kinderhospiz Bärenherz e.V.“ sowie „Kinder- und Jugendclub Leipzig-Holzhausen“ jeweils 1.000 Euro zusammenzutragen. Diese Summe war dann aber schon im Frühjahr schnell erreicht. Als ich meine Wanderung am 1. Juli startete, gab es Spendenzusagen von etwa 11.000 Euro. Diese Summe ist im Verlauf der Wanderung und kurz danach auf sagenhafte 15.000 Euro angewachsen, sodass jedem Verein mit 5.000 Euro bei seiner Arbeit geholfen werden kann.

An dieser Stelle möchte ich allen Freunden, Kollegen, Unternehmen, aber auch den vielen mir unbekannten Personen persönlich und im Namen der drei Vereine ganz herzlich für dieses tolle Engagement danken. Ich war und bin noch heute von dieser Hilfsbereitschaft überwältigt!

Am 10. August 2016 am Ziel: Jörg Wolfram steht am Gipfelkreuz der Zugspitze.

Buchtipp: Ich geh stiften - in 40 Tagen zu Fuß durch Deutschland

Jörg Wolfram hat Deutschland durchwandert – in 40 Tagen. Besonders beeindruckend: Neben der persönlichen Herausforderung erwanderte er die 1.150 Kilometer für einen guten Zweck. Nun ist das Buch dazu erschienen. Jörg Wolfram erzählt, was er in dieser Zeit alles erlebt hat.

Wenn Sie das Buch erwerben möchten (175 Seiten, 14,00 Euro, portofreier Versand), schicken Sie bitte eine E‑Mail an: info@ich‑geh‑stiften.de.

Ihr persönlicher Ansprechpartner

Möchten Sie von Ihrem persönlichen Ansprechpartner begleitet werden? Dann tragen Sie hier bitte kurz Ihren Nachnamen ein.

Veröffentlicht am: 26.04.2021 - Zuletzt geändert am: 12.02.2024